Mein iPad-Workshop mit der Kreidetafel

Als einer der wenigen Nicht-Lehrer im Paducation-Projekt stand mir ein iPad-Workshop mit den Schülern bevor. Eigentlich kein Problem. In der Aula wurden zunächst einige organisatorische Aspekte (Versicherungsfragen u.ä.) zum Paducation-Projekt gemeinsam mit Schulleiter Christian Lenz geklärt.

Danach gab es einen kurzen Input mit dem Titel „Think before you post“. Es war uns wichtig, die bei den Schülern bereits vorhandene Sensibilität für den Umgang mit eigenen und fremden Daten auf die offizielle Agenda zu setzen, sodass das Thema für alle Schüler für den Projektverlauf präsent ist. Die Videos „Think before you post“ und „Check Dein Profil, bevor es andere tun.“ haben wir genutzt, um einen kurzen Austausch zu diesem Thema anzuregen.

Microblogging

Dies war uns besonders wichtig, da wir den Schülern nachfolgend den Microblogging Dienst Yammer vorgestellt haben, der zur verbesserten Vernetzung und zum vereinfachten Informationsaustausch innerhalb aller Projektbeteiligten genutzt werden kann.
Nach der Klärung einzelner Fragen haben uns für die folgende Praxisphase in zwei Klassenräume aufgeteilt, weil in der Aula aktuell kein WLAN verfügbar ist.

Praxisphase

Plötzlich fand ich mich mit ca. 35 Schülern in einem Klassenraum wieder. Die Benutzeradministration, Installation der Yammer App und erste Gehversuche mit dieser waren vorgesehen, bevor einzelne Detailfragen geklärt werden sollten.
Einer der Schüler hatte die Airport Extreme Station im „Klausurraum” installiert und das WLAN war schnell verfügbar. Was mir trotzdem fehlte, war ein Beamer. Ich war ausreichend vorbereitet und hatte die für den Beginn relevanten Informationen online verfügbar gemacht, sodass die Schüler auch ohne Projektion meines Displays arbeiten konnten.

WLAN

Damit waren natürlich nicht alle meine Probleme gelöst, denn kaum wurden mehrere Downloads gestartet, begrüßte mich ein bereits erledigt geglaubtes Problem. Sobald mehrere iPads auf den App-Store zugreifen, wird das LAN der Schule gebremst und schließlich ganz geblockt. Das Problem ist längst bekannt, aber offensichtlich nicht gänzlich behoben. Ich musste also wieder spontan umdisponieren.

Offline Ausweichprogramm

Ich habe die Schüler zunächst gefragt, was ihre Lieblings-App ist. Unter den Top-Apps befanden sich natürlich Spiele: zum einen erinnere ich mich an ein Spiel das irgendetwas mit Combat im Namen hatte (bei den Jungs) und die „Schlümpfe“ (bei den Mädchen). Zu meiner Freude wurden aber tatsächlich auch Apps wie Wunderlist, iThoughts HD, Pages und iBooks genannt. Basierend auf diesen Aussagen wird der Befürchtung, die iPads könnten eventuell keinen Einzug in das Informationsmanagement und die persönlichen Lernprozesse der Schüler finden, zunächst kaum Grundlage geboten.

Ups & Downs

Losgelöst von der individuellen Nutzung der Geräte, habe ich meine Workshop-Gruppe gebeten, zu sagen, was ihnen bisher am Projekt besonders gut oder besonders schlecht gefallen hat. Die verschiedenen Meinungen wurden an einer Kreidetafel(!) gesammelt.

Negative Aspekte

  • der schlechte Zugang zum Internet aufgrund des unbefriedigenden Zustandes des WLAN
  • einzelne Schüler lassen sich durch das iPad ablenken, was häufig zu Störungen in der gesamten Klasse führt
  • dass teilweise Unterrichtsmaterial und Hausaufgaben nur noch online zur Verfügung stehen und
  • häufige Updates der Apps

Positive Aspekte

  • das Verantwortungsbewusstsein wird gestärkt, wenn man ein so teures Gerät hat
  • es werden mehr Mitschriften erstellt (z.B. mit Pages)
  • es werden ordentlichere Mitschriften erstellt, weil die Korrektur leichter ist
  • man muss weniger Bücher mit sich herum tragen
  • eine SIM-Karte kann optional verwendet werden
  • Tafelbilder können fotografiert werden
  • der Papierverbrauch sinkt
  • teilweise gibt es Apps, die bestimmte Unterrichtsthemen unterstützen
  • es gibt kostenlose Bücher

Schlußfolgerungen

  1. Die Art, wie sich die Schüler dem Gerät, dem Projekt und den Rahmenbedingungen nähern, finde ich sehr gut.
  2. Ohne eine (spontane) Offline-Alternative lässt sich mit der aktuellen WLAN-Situation noch kein Unterricht gestalten.
  3. Für einige SchülerInnen wären kostenlose WLAN-Hotspots in der näheren Umgebung interessant. Kann da jemand helfen?

Veröffentlicht von

Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Ich interessiere mich besonders für mobile learning, die Unterstützung von Bildungsprozessen mit social Software und Visualisierung.

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